Donnerstag, 23. Mai 2013

Zeit zu gehen

                                             

Die Kommunikation in Liebesangelegenheiten nährt sich förmlich von Zweideutigkeiten und Uneindeutigkeiten. Sie ist diffus, nicht greifbar und führt zwangsläufig zu einer Menge Missverständnisse, was die Interpretation anbelangt. Wir befassen uns damit, was er oder sie gemeint haben könnte und welche Botschaft sich zwischen den Zeilen verbirgt. Für jemanden wie mich, die eher eine Freundin klarer Worte und deutlicher Schlusspunkte ist, erweist sich das als nicht immer einfach. Es juckt mir immer in den Fingern einfach zu sagen, was Sache ist nicht, nicht um den heißen Brei herum zu reden, sondern auch auf die Gefahr hin, dass es weh tun könnte, Farbe zu bekennen.

Wie sollte es nicht anders sein haben natürlich ich jemanden kenne gelernt, der sich als wahrer Meister des belanglosen Smalltalks erweist und wunderbare floskelhafte allgemeine Fragen, wie es denn so geht und was ich denn so machen würde am Fließband produziert. Versteht mich bitte nicht falsch er ist wirklich nett, aber im Laufe eines mittlerweile halben Jahres kann man meiner Meinung nach erwarten, dass die Oberflächlichkeit durchbrochen wird und man sich bewegt entweder aufeinander zu oder voneinander weg. Aber dieser Stillstand auf dem Level 1 treibt mich in den Wahnsinn.

Er stellt mir einfach nicht die Frage, die ich hören möchte nämlich: wann sehen wir uns wieder. Ich habe ihm noch so viele Vorlagen geliefert, aber er geht nicht auf sie ein. Ich bin nicht gemacht für diesen oberflächlichen sinnlosen Smalltalk, in der Textlinguistik geht man sogar soweit und schreibt SMS und Facebook-Nachrichten generell keinen Informationsgehalt zu sondern lediglich eine Appellfunktion, so nach dem Motto, hallo hier bin nimm mich wahr. Jedem meiner Vorstöße in die Richtung eines Wiedersehens weicht er aus mit der Argumentation er habe aufgrund von Uni und Job zu viel um die Ohren. Ich muss es akzeptieren, dass er keine Zeit hat, zumindest nicht für mich.

Es ist nicht so als würde ich nicht glauben, dass er viel beschäftigt ist, aber wer ist das nicht. Denn Zeit ist ein Gut, über das jeder verfügt und die man sich frei einteilen kann. Er wird seine Gründe haben, warum er in seinem vollen Terminkalender nicht mal Zeit für eine 90minütige Kaffeeverabredung hat ( ja liebe Herren der Schöpfung genauso lange, dauert ein Fußballspiel, dass ihr euch garantiert nicht entgehen lasst).

Aber dann ist es legitim, wenn ich meine Gründe habe diesen leidigen Smalltalk nicht weiter zu führen. Wenn er nun im Nirgendwo leben würde oder an der Antarktis, hätte ich ja noch Verständnis für unsere rein digitale Kommunikation. Aber nein wir leben in der gleichen Zeitzone, gleicher Kontinent, gleiches Land und in der gleichen Stadt in einer ungefähren Entfernung nach Luftlinie von ca. 20 Minuten.

Ich denke ich werde ihm nicht mehr zurück schreiben, obwohl das grundsätzlich nicht meine Art ist aber vielleicht sollte ich mich ausnahmsweise still und leise aus seinem Leben verziehen. Es ist Zeit für einen Rückzug und Zeit zu gehen.

Denn er will mich nicht und ich will nicht, nicht gewollte werden.