„Und du, was ist eigentlich mit dir? Bist du immer noch Single...?“
Der Moment der Wahrheit, dem man nicht entweichen kann. Es stellen sich
mir immer wieder alle meine Nackenhaare auf. Aber leugnen ist zwecklos. Ein Hochziehen
der Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln: „ ja ich bin solo, aber danke der
Nachfrage mir geht es gut“. Dann noch irgendein Gemurmel von sowieso keine Zeit
für eine ernsthafte Beziehung, aufgrund von Studium, Job und Co oder die
Variante man habe halt kein Glück mit den Männern. Einen Versuch der
Rechtfertigung und Begründung des derzeitigen Beziehungszustandes.
Dennoch erntet man zwangsläufig einen mitleidigen Blick, häufig gepaart
mit dem Nachsatz: „ach du bist doch so ein hübsches, nettes
Mädchen, du findest deinen Traumprinz noch, der wartet bestimmt hinter der
nächsten Ecke.“
Also mal ehrlich, ich bin schon um einige Ecken in meinem Leben gegangen
und da hat schon eine Menge auf mich gewartet, aber ganz sicher noch nicht der
Eine. Es sei denn, ich habe ihn aufgrund meiner Kurzsichtigkeit übersehen. Und
wer will schon einen Traumprinz, eine unerreichbare nebulöse Gestalt auf, die
man höchstens im Märchen trifft.
Wenn man mich fragt, dann glaube ich, dass Liebe genauso gerecht bzw.
ungerecht auf der Erde verteilt ist wie Wasser oder Regen. Aus dieser Sicht
gesehen, bin ich ungefähr in der Sahara geographisch zu verorten. Ich befinde
mich in einer richtigen Dürrephase, weit und breit soweit das Auge reicht kein
geeigneter Kerl in Sicht, der es wert wäre mich aus meinem Wüstendilemma zu
erlösen. Ich stecke in einer Beziehungswüste, alles vertrocknet, kahl und heiß.
Ab und zu habe ich eine dieser Fata Morgana und glaube den Einen am Horizont
erblickt zu haben, mobilisiere alle meine Kräfte um zu ihm zu gelangen, um dann
feststellen zu müssen, dass es sich um einen Kaktus handelt mit fiesen langen
Stacheln.
Danke der Nachfrage, aber ich fühle mich nicht wie die einsame Hälfte
eines großen Ganzen. Ich komme ganz gut
alleine zurecht. Ich bin gerne alleine und genieße die Zeit, die ich selbstbestimmt
gestalten kann ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse und Wünsche eines anderen zu
nehmen. Über den Punkt des Unbedingt-jemanden-an-meiner-Seite haben zu wollen
um des Gemeinsam-sein bzw. des Nicht-alleine-sein-wollens willen, bin ich weit
hinaus. Ich bin nicht bereit meine Zeit und Gefühle in jemanden zu investieren,
der diese nicht wert ist. Das ist natürlich keine Perspektive, die ich
mir für meine Zukunft wünsche, niemand möchte einsam und alleine sterben.
Aber für den Moment ist es wie es ist. Ich werde weiterhin mit meiner
Karawane von Oase zu Oase ziehen und mein Leben leben. Und irgendwann kommt
wieder die Regenzeit und verändert urplötzlich alles von Grund auf. Ich glaube
daran, dass sich die Liebe nicht aufspüren lässt, weder mit einem Spürhund,
noch mit einem Navigationssystem oder gutem Willen. Die Liebe lässt
sich nicht finden, sie finden einen. Sie lässt sich weder erzwingen noch bezwingen. Liebe reißt alle Mauern nieder und überwindet jedes Hindernis, wenn sie da ist, ist es einfach wunderbar. Genau wie der Regen. Daher warte ich weiterhin und freue mich auf den
Regen.