Montag, 12. März 2012


Vor einiger Zeit war Valentinstag! Der Tag der Liebe, der sich als besonders gewinnbringend für Floristen, Juweliere und Pralinenhersteller erweist. Doch wir begegnen auch auf Grußkarten, roten Herzluftballons und in Radioliedern, den drei kleinen Worten. Den Worten,  die für Liebende nicht nur die Welt bedeuten, sondern auch ihr Herz höher schlagen lassen.                                                      
  Es geht um die Aussage Ich liebe dich.  Jeder von uns hat diese Worte schon einmal ausgesprochen und damit versucht einem ganz besonderen individuellen Gefühl Ausdruck zu verleihen.
Ich bin vermutlich auch nicht die Erste, die sich in diesem Zusammenhang fragt: Kann das alles sein?

 Diese drei kleinen Worte, zwölf kleine Buchstaben, die mal leicht mal weniger leicht über die Lippen kommen. Sie sind die Liebesformel schlechthin, mehr geht nicht oder doch? Gibt es etwas nach Ich liebe dich? Nein, durch unsere Sprache ist unserem Gefühl an der Stelle eine unsichtbare Grenze gesetzt. Es gibt nichts Schöneres, Größeres oder Besseres als Ich liebe dich. Es ist ein Paradoxum, dass Emotionalität, wenn sie einzigartig ist und ein Augenblickserleben äußern  möchte, im Medium Sprache an ihre Grenze stößt.
 
In der Germanistik wird dieses Phänomen als Sprachdefizit oder Sprachkrise bezeichnet. Die größten Philosophen seit Menschendenken, von Platon über Kant, Nietzsche bis hin zu uns haben sich darüber schon ihre Gedanken gemacht. Kann der Mensch wissen, was außerhalb der Sprache ist? Können wir die Liebe nicht fassen, weil unser Verstand sie auch nicht fassen kann?
 

Aber was sagen wir eigentlich aus, wenn wir Ich liebe dich sagen. Wir bedienen uns einer Verallgemeinerung, eines ganz persönlichen tief empfundenen Gefühls. Einer Floskel, die nicht nur von jedem verwendet wird, sondern auch an jeder Toilettenwand geschmiert steht.  Dabei hat doch ein gesagtes Ich liebe dich  immer wieder eine vollkommen neue, nicht zu wiederholende Bedeutung. Ob ich es nun jemanden zum allerersten Mal sage, oder am Ende eines Telefongespräches oder nach 50 gemeinsamen Ehejahren, in denen Liebe eine andere Tragweite besitzen kann. Ein kluger Mensch hat es einmal treffend formuliert und gesagt „ Verallgemeinerung nimmt den Glanz des Besonderen“. Aber muss das zwangsläufig sein, dass ein Ich liebe dich abnutzt im Laufe seines Gebrauchs, und wenn ja wie ließe sich das verhindern.
 

Ich denke, dass der Umgang mit diesem Ausdruck schwierig ist, problematisch sein kann und vorallem Feingefühl erfordert. Es kann nicht die Lösung sein, dass wir uns jetzt alle bemühen unsere Liebesbekundungen so individuell und ausgefallen wie möglich gestalten, um ihren Einfallsreichtum zu gewährleisten. Denn Sprache dient immer der Verständigung und dem Verständnis der Menschen zueinander. Trotz mancher Verkitschung und teilweise inflationären Gebrauch von  Ich liebe dich, wird jedem von uns, in dem Moment in dem man es sagt oder gesagt bekommt sofort bewusst, wie es um die Gefühlswelt und die Intensität der Zuneigung bestellt ist. Ich liebe dich ist nicht nur eine Floskel, sondern ein Signalwort, denn wenn es jemand das erste Mal zu uns sagt, gehen alle Alarmglocken an und melden den Ausnahmezustand. Nicht selten taucht es unsere Welt, unter der Bedingung dass dieses Gefühl erwidert wird, meist in rosarote Watte, viele tausend Herzen und einen Zustand jenseits aller Rationalität.
Mein Appell an euch ist, es nicht auf die Äußerung von Ich liebe dich zu verzichten oder Alternativen dafür zu finden. Ich finde es viel mehr wichtig,  zu versuchen  sich darüber bewusst zu werden, mit welcher Bedeutung man diese Worte füllt, damit sie nicht zu einer Sinnentleerten Formel verkommen. 

Was meine ich genau? Was fühle ich?
Es ist niemals einfach intensive Gefühle in Worte zu kleiden, aber warum nicht einmal versuchen Gefühle in Sprache einzupacken und mit einem Schleifchen zu versehen. Es geht nicht um richtig oder falsch. Die Liebe fragt nicht nach Idealität, Originalität oder Genauigkeit, sondern nur nach Wahrheit und Aufrichtigkeit auch gegenüber dem was wir  fühlen.

Dies könnte vielleicht ein Weg sein, die Grenzen der Sprache zu überwinden, sich mehr auf das Liebesgefühl zu konzentrieren.     
Auf das was Liebe machen, auch in Form von Sprache bedeuten kann.

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